26. April 2024

Ein Samstag zum Heulen… 

Samstag 14.00 Uhr. Heimspieltag im Mörlenbacher Bürgerhaus. Die Doppelrunde der OL Ost ist angerichtet. Die Paarungen lauten: Mörlenbach-Heusenstamm und Marburg-Gernsheim. Wichtige Kämpfe im Kampf um Platz 2.  Alle Spieler haben ihre Plätze eingenommen… alle? Nein. Tatsächlich fehlen bei allen Mannschaften noch mehrere Spieler. Was ist passiert?

Vitaly Kunin und ich können den Grund sehen. Vollsperrung auf der A5 nach einem schweren Unfall. Vor uns ein Meer aus Blaulichtern, in rascher Folge rasen Rettungswagen an uns vorbei, zwei Rettungshubschrauber landen.

Es geht nichts mehr bis nach 15 Uhr, dann werden wir von der Polizei rückwärts von der Autobahn gelotst. Können wir es doch noch schaffen? Bleifuß, Adrenalin… 
Um 15.35 Uhr sind wir im Spiellokal und erfahren vom Schiedsrichter, dass wir beide genullt worden sind. Als einzige Spieler. Die Spieler aus Heusenstamm, die mit uns im Stau standen, sind durch glückliche Umstände etwas früher ans Ziel gekommen. Und wer bis 15.20 Uhr im Spiellokal erschien durfte mitspielen… Schräg! Noch schräger wird es, als im Parallelwettkampf zwei Spieler aus Gernsheim, die genauso spät wie wir ankommen, ihre Partie antreten können, weil ihre Marburger Gegner sich bereit erklären, die Partien zu spielen.  

Damit liegen wir 0-2 hinten und der Kampf ist eigentlich schon gelaufen. Die verbleibenden sechs Aufrechten kämpfen wacker, aber schlussendlich erfolglos. Immerhin gelingen uns drei Siege. Steve Schiffer luchst seinem Gegner frühzeitig einen Bauern und kurz danach noch eine Qualität ab. Sergey Galdunts ringt den starken Igor Zuyev nieder. Und – TUSCH, AUSRUFEZEICHEN! – Heiko gewinnt seine Partie, weil er den Finger vom Damenbauern lässt und korrekt mit 1. e4! eröffnet. Geht doch! Dazu kommt noch ein Remis unseres Wahlschweizers Peter Klings in einer wilden Partie, in der möglicherweise mehr drin war…
Aber mehr hat Schachgöttin Caissa an diesem Tag nicht für uns übrig. Michael Wrede verliert gegen das Schachurgestein IM Klaus Klundt, der mit über 80 Jahren mit 8 aus 9 (!) die Liga rockt, und Christian Böhmer muss gegen Bernd Röschlau die Waffen strecken, was besonders ärgerlich ist, weil man von Röschlau immer noch dumme Sprüche umsonst dazu bekommt. Was ein Tag…

3 ½ – 4 ½ 

„In der Tat, ein paar dumme Sprüche hat er gemacht, war aber absolut ok und eine angenehme Analyse danach! Abends sind wir noch beim Chinesen in Mörlenbach Essen gegangen und versuchten den Abend entspannt ausklingen zu lassen“ CB

Der Sonntag hat uns dann wieder lieb. Wir spielen gegen die Überraschungsmannschaft der Saison aus Marburg, die in den vergangenen Jahren eher gegen den Abstieg kämpfte, aber in diesem Jahr sensationell spielt und nach einem deutlichen Sieg gegen Gernsheim am Samstag Tabellenzweiter ist. Das wollen wir ändern 😊 
Wir legen los mit zwei mäßig beeindruckenden Remis. Heiko und sein Gegner Eric Rolle spielen eigentlich gar nicht, Horst Alber und ich wenigstens 17 Züge, in denen allerdings einiges passiert, bis am Schluss eine ausgeglichene Stellung herauskommt. Komische Partie, ich dachte klar besser zu stehen, aber der Blechkopf ist nicht der Meinung… Einige Zeit später haben auch Peter Klings und sein Gegner Joachim „dunking“ Duncker die Stellung so verrammelt, dass ein Remis die logische Folge ist. 
Zu diesem Zeitpunkt kann man sich allerdings aus Mörlenbacher Sicht durchaus Sorgen machen, denn richtig gut steht sonst keiner. Aber heute sind die Götter mit uns. Sohrab schafft es, eine nach eigener Aussage total kaputte Stellung irgendwie ins remis zu retten. Babak stellt in einer ziemlich unklaren Stellung eine zweizügige Mattdrohung auf, die sein Gegner selbstverständlich übersieht. Und Christian hat einen Bauern weniger, fummelt aber so geschickt rum, bis sein nervös werdender Gegner eine tödliche Fesselung zulässt, die ihn eine ganze Figur kostet. 
Damit steht es 4:2 und es bleiben unsere beiden Großmeister.

Also alles locker, sollte man denken, aber ein Blick auf deren Bretter verheißt nichts Gutes. Sergey imitiert Muhammad Ali gegen George Forman im „rumble in the jungle“, indem er sich wie Ali tief in die Seile hängt und auf eine günstige Gelegenheit für einen Konter wartet. Der lässt aber ziemlich lange auf sich warten… aber Sergey findet dann einen Weg, unter Bauernopfer den Druck abzuschütteln und Weiß in einem Turmendspiel in eine passive Rolle zu drängen, in der der Mehrbauer durch den schwarzen Druck kompensiert wird. Remis!

Noch ärger sieht es bei Vitaly aus. Gegen den alten Kämpen Bernd Baum spielt er erfindungsreich und originell, übertreibt es dann aber und muss zusehen, wie Schwarz auf einmal mit Turm und Dame auf die weiße Grundreihe eindringt – da geht bei den umstehenden Mannschaftskameraden ziemlich der Puls nach oben. Gefühlt ist Vitaly total platt… Aber mit der ihm eigenen Seelenruhe beginnt Vitaly einen kleinen Königsmarsch ins Zentrum, opfert eine Qualität für Gegenangriff und schafft noch ein Remis. 

5-3 für Mörlenbach! 

Und so sieht es jetzt aus: 

Letzter Doppelspieltag ist am 18./19.3. in Bad Homburg. Wir spielen um die goldene Ananas. Bad Emstal/Wolfhagen ist durch, wir spielen auch nächstes Jahr Oberliga. Dann wird es dem Vernehmen nach neue Klassen geben, geplant ist wohl eine „Südwest“-Oberliga bestehend aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Mal was anderes… 

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1 thought on “Oberliga Ost, 8. und 9. Runde

  1. Hallo Georg,

    Vielen Dank für den tollen Bericht. Die Ungleichbehandlung am Samstag bei gleichen äußeren Anlass, dem schweren Autounfall auf der A5 schmerzt mich sehr.

    Weiß jemand von Euch schon etwas mehr über die Neuaufteilung in der Oberliga möglicherweise im kommenden Jahr? Es wäre wichtig/interessant, ob es dafür Kriterien gibt, wer aus Hessen teilnimmt.

    Paulus

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