12. Mai 2025

Das ist ein schmerzlicher Verlust für uns, aber Vitaly schließt das Kapitel Mörlenbach-Birkenau noch nicht komplett ab. Nach über 20 Jahren, in denen er eine tragende Säule unseres Vereins war, hat Vitaly Kunin schweren Herzens entschieden, neue schachliche Wege zu gehen. Der Deutsche Einzelmeister von 2023 verlässt seinen langjährigen Stammverein und wird in der kommenden Saison 2025/2026 für den Münchner Verein MSA Zugzwang in der ersten Schachbundesliga spielen.

In einem Interview mit seinem neuen Verein gab Vitaly erste Einblicke in seine Beweggründe. Zuvor hatte er bereits seinen Mitspielern ausführlich seine Entscheidung erläutert.

Obwohl ihm in Mörlenbach „fast alles“ gefallen habe, sieht Vitaly die Umstrukturierungen und Reduktionen in den zweiten Bundesligen und den Oberliga als sehr ungünstig an. Die Reduzierung der Rundenanzahl, das Wegfallen der Spiele in Thüringen und Sachsen-Anhalt und vor allem die seiner Meinung nach überharten Auf- und Abstiegsregeln waren in der abgelaufenden Saison nicht nur für ihn eine zu schwere Belastung.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind zwei Faktoren, die in der Hessenliga anders sind, wie in den ersten drei Ligen im Schach: In der Hessenliga wird ohne internationale Leistungs-Auswertung, in Schachkreisen als ELO Auswertung bekannt, und ohne festen Schiedsrichter gespielt wird. Das grundlegende Problem dabei ist, dass unabhängigen Schiedsrichter nach Aussage von Andreas Filmann, unserem ersten Vorsitzenden im hessischen Schachverband, einfach nicht zur Verfügung stünden. Da die Hessenliga zeitgleich mit allen darunter liegenden Klassen spielt, finden sich einfach nicht genügend freiwillige Schachspieler, die aufs Schachspielen verzichten würden, um dann bei anderen Vereine in deren Wettkämpfen als Schiedsrichter zu agieren. Entstanden ist das Problem durch Vorgaben des Weltschachbundes. Eine Lösung ist momentan nicht in Sichtweite. Für professionelle Spieler wie Vitaly ist es jedoch extrem wichtig, dass ihre Partien international auch in die permanente Leistungsbewertung einfließen.

Ferner hofft Vitaly dass der Wechsel in die erste Bundesliga ihm neue Motivation und stärkere Gegner bringt. Eine Rückkehr nach Mörlenbach-Birkenau schliesst er aber nicht ganz aus, insbesondere, wenn sein neuer Verein als Aufsteiger im ersten Bundesligajahr wieder absteigt, oder sich das Klima in der neuen Mannschaft sich stark von dem Klima bei Mörlenbach-Birkenau unterscheide.

Wie sehen die Perspektiven für die erste Mannschaft Mörlenbach-Birkenau in der kommenden Saison in der Hessenliga aus? Durch die vielen Mitabsteiger aus der Oberliga wie Eppstein, Gernsheim, und Bad Homburg, aber auch ambitionierten Hessenligamannschaften, wie Wolfhagen-3 sind direkte Wieder-Aufstiegschancen unklar. Mit Ausnahme von Vitaly haben erfreulicherweise jedoch alle bisherigen weiteren Leistungsträger mitgeteilt, dass sie auch in der kommenden Saison für Mörlenbach-Birkenau an die Bretter gehen möchten. Daneben, gibt es aber immer Platz für neue und vor allem für junge Spieler in unserem Team. Auch das Leistungstraining durch den erfahrenen Schachtrainer Sergey Galdunts wird fortbestehen.

Wir bedauern Vitalys Entscheidung sehr, respektieren sie aber natürlich und sind froh, dass die Verbindung bestehen bleibt. Wir danken ihm von tiefstem Herzen für sein langjähriges Engagement, seine sportlichen Erfolge und die vielen schönen Momente, die wir gemeinsam erleben durften. Für seine neue Herausforderung in der 1. Bundesliga wünschen wir Vitaly alles erdenklich Gute und viel Erfolg! Und wir freuen uns auf das Treffen nach der Saison!

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