12. November 2025
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Die dritte Runde unseres Schachturniers bot alles, was das Herz begehrt: überraschende Eröffnungen, wilde Zeitnotschlachten und eine gehörige Portion Drama. Die Bilanz ist, sagen wir, gemischt, aber die Partien waren durch die Bank weg fesselnd.

Eine Achterbahnfahrt nicht nur der Gefühle ins Remis

Christian Böhmer, mit Schwarz, sah sich unvorbereitet der Katalanischen Eröffnungsvariante seines Gegners gegenüber. Obwohl er früh einen Bauern opfern musste, baute er seine Stellung umsichtig und vernünftig auf. Als sich die Gelegenheit bot, zögerte er nicht: Er gewann einen Läufer gegen drei Bauern und nahm dafür eine offene Königsstellung in Kauf, sowie drei Bauern, die sein Gegner als mögliche materielle Kompensation hatte.

Dann kam die Zeitnotphase. Was folgte, war nichts für schwache Nerven: Der Gegner warf alle Bauern vor seinem König nach vorne, um sich im Chaos zu verteidigen. Beide Könige standen „total offen und unsicher“ – und das bei kaum noch Bedenkzeit.

Ich erlebte das alles von außen mit stand nahe einem Zusammenbruch. Doch Christian behielt die Nerven und fand einige wichtige, gute Züge. Leider führt nicht jeder Weg nach Rom, und nach überstandener Zeitnot verlor er mehrmals den Faden. Dank der beharrlichen Verteidigung des Gegners endete die extrem lange und spannende Partie schließlich in einem Unentschieden. Ein Remis, das sich wie ein hart erkämpfter Sieg anfühlt, aber auch viel nach einer verpassten Chance schmeckt.

Geburtstagsopfer ohne Happy End

Peter Klings (Weiß) spielte gegen die solide Caro-Kann Eröffnung und fand eine interessante Behandlung, die seinen nominell stärkeren Gegner sichtlich in Erklärungsnot brachte. Vielleicht etwas zu sorglos, ließ Peter Initiative am Damenflügel zu. Als diese zu versanden drohte, griff sein Gegner zum scharfen Mittel: Er opferte kurzerhand eine Figur, um mit zwei verbundenen Freibauern nahe an Peters Grundreihe aufzutauchen. Auch hier spielte die Zeitnotphase eine entscheidende Rolle. Der Gegner meisterte sie jedoch souverän und nutzte kurz nach der Zeitkontrolle seinen klaren Materialvorteil zum Sieg. Trotz der Niederlage war Peter in der Nachanalyse mit seiner Leistung sehr zufrieden – ein starkes Zeichen dafür, dass das Gefühl für die Partie wichtiger ist als das nackte Ergebnis.

Ein schneller „Punkt aufs Scoreboard“

Für mich schien das Los am leichtesten. Ich traf auf Michael Otto, einen Bekannten von Christian aus alten Mülheimer Tagen.

Die Eröffnung war knifflig, aber ich schaffte es, grobe Fehler zu vermeiden und die Stellung auszugleichen. Dann reichte ein einziger unachtsamer Moment meines Gegners, um die Partie schnell zu meinen Gunsten zu beenden und den vollen Punkt einzufahren.

Mein letzter Zug in dieser Stellung war 17…Db8. Michael entschied sich seine Dame aus der c-Linie zu nehmen und spielte 18. Da2. Für meinen Geschmack etwas zu weit weg vom Geschehen, aber die Engine kennzeichnet diese Zug noch nicht als Fehler. Es ging wie folgt weiter: 18…Sa5 19. Tac1 Da8 (greift e4 an) 20. Sc3 Lf6 und jetzt 21. Ld4. Was ging hier?


Fazit der Runde

Mit einer gemischten Bilanz beenden wir diesen turbulenten Tag. Christian trauert vielleicht den vergebenen Chancen nach, sollte aber nicht vergessen, dass seine Königsstellung auch hätte kollabieren können. Peter darf sich über eine starke Leistung freuen, die er gegen einen nominell Besseren aufs Brett brachte. Und ich selbst bin heilfroh, nach dem sehr ungünstigen Start von 0 aus 2 nun endlich „Punkte aufs Scoreboard“ gebracht zu haben. Wir werden versuchen weiterhin so gut und interessant spielen – in der Hoffnung, dass wir am Ende alle zufrieden mit unserer Leistung sein werden. Auf in die nächste Runde!

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